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Darmstadt 98-Torwart Jan Zimmermann: "Darmstadt ist ein Verein im Aufbruch"

Ein ganz besonderes hessisches Derby steigt am Samstagnachmittag, wenn die beiden Traditionsvereine Darmstadt 98 und die Kickers Offenbach aufeinandertreffen. Die Voraussetzungen für die beiden Teams vor diesem Spiel könnten jedoch unterschiedlicher nicht sein, denn während die Kickers nach zuletzt starken Leistungen und dem überragenden DFB-Pokaltriumph gegen den Zweitligisten Union Berlin auf einer Euphoriewelle schwimmen, steht Darmstadt 98 auf einem Abstiegsplatz der 3. Liga und ist zum Siegen fast schon verdammt, möchte man keine richtig ungemütlichen Weihnachten erleben.

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Darmstadt 98-Torwart Jan Zimmermann:
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Stattliche 13 Pflichtspiele ist der OFC nun schon ohne Niederlage und steht im Achtelfinale des DFB-Pokals. Die sportliche Form wie auch die Statistik ist dagegen nicht gerade ein Freund der Darmstädter, denn nach nur einen Zähler aus den letzten fünf Spielen befindet sich das Team von Trainer Jürgen Seeberger in einer echten sportlichen Krise. Vor dem eminent wichtigen Heimspiel der „Lilien“ gegen den OFC hat sich der 27-jährige Keeper und Spielführer Jan Zimmermann im Gespräch mit „DFB.de“ zum aktuellen Geschehen bei seinem Verein intensiv geäußert. So sagt er offen und ehrlich, dass die derzeitige Phase zur schwierigsten Situation in seiner bisherigen Darmstädter Zeit gehört. Seine Begründung für diese persönliche Annahme: "Mit Sicherheit. Die ersten eineinhalb Jahre waren durchweg positiv, erst der Aufstieg in die 3. Liga, dann unsere erste Saison dort, in der wir 49 Punkte geholt haben und nie in eine prekäre Lage gekommen sind. Wir wurden damals als Absteiger Nummer eins gehandelt, da lebt es sich leichter. Jetzt sieht das anders aus, wir hatten zuletzt konstant schlechte Ergebnisse und stehen so weit unten wie in der gesamten Vorsaison nicht."
Der clevere Keeper hat jedoch auch schon eine mögliche Lösung, wie er diese schwierige Situation lösen kann, wenn er von "DFB.de" zitiert wird: "Indem man sich aufs Wesentliche besinnt. Natürlich hatte sich das gesamte Umfeld eine Steigerung gegenüber der vergangenen Saison erhofft, aber das wären mindestens 50 Punkte, das ist ein riesiger Schritt. Zumal die Liga noch ausgeglichener geworden ist und weiter an Qualität gewonnen hat. Mir war klar, dass es ein extrem schwieriges Jahr wird. Wobei ich auch betonen muss, dass wir eindeutig unter Wert in der Tabelle stehen."

Wenn das Team so schlecht in die Saison gestartet ist und beim ehemaligen Bundesligisten sogar die akute Abstiegsangst um sich geht dann kommt natürlich unweigerlich die Frage auf, warum diese Saison so viel schlechter als die abgelaufene Spielzeit ist. Zimmermann hat eine mögliche Begründung: „Im Sommer gab es im Kader noch mal einen Umbruch. Außerdem haben wir viele Spieler, die vergangene Saison ihr erstes Jahr in der 3. Liga hatten. Es ist gut gelaufen, dadurch steigt die Erwartungshaltung – von außen, aber auch an sich selbst. Nehmen wir als Beispiel in der Bundesliga meine Torwartkollegen Ron-Robert Zieler und Marc-André ter Stegen. Sie sind bestimmt nicht schlechter geworden, werden aber anders gesehen und beurteilt nach ihrer überragenden Anfangszeit. Die Last auf deinen Schultern wird dann immer schwerer, weil man auch von sich selbst mehr erwartet. Ich kann das voll nachempfinden."
Mit 24 Gegentoren in 15 Saisonspielen belegt das Team aus dem Böllenfalltorstadion auch in dieser Statistik den drittletzten Tabellenplatz. Einzig die schlechter platzierten Teams von Borussia Dortmund II und Rot Weiß Erfurt sind um drei Tore noch schlechter in diesem Ranking. Bekanntlich ist die Anzahl der Gegentore auch ein Parameter für den Torwart. Oft stört es den jeweiligen Keeper gewaltig, wie auch Darmstadt-Goalie Jan Zimmermann ehrlich konstatieren muss: "Kein Torwart ist so abgebrüht, dass er so etwas nicht an sich heranlässt. Ich bin ein Typ, der viel hinterfragt, der sich eher zu viele Gedanken macht. Aber ich kann mittlerweile gut unterscheiden, ob ich einen echten Fehler gemacht habe oder ein Tor nicht verhindern konnte. Ich habe ja keine Phase, in der ich Wochenende für Wochenende patze. Für einen Torwart ist jedes Gegentor wie eine persönliche Niederlage für mich. Aber es ist wichtig, sich nicht jedes Tor anzukreiden, sonst setzt man eine Spirale in Gang, unter der die Leistung dauerhaft leidet. Wenn man mit nichts zufrieden ist, ist das kein erfolgreicher Weg. Genauso weiß ich auch, dass ich kein Wundertorwart bin, wenn wir zehnmal hintereinander zu Null spielen, sondern dass dann das Team funktioniert."
Ein Abstieg in die viertklassige Regionalliga Südwest würde den gesamten Verein um Jahre zurückwerfen, da sich die Einnahmesituation dieser beiden Spielklassen nicht unbedingt vergleichen lässt. Die Strukturen müssten erheblich reduziert werden und auch das angedachte neue Stadion würde sich vorläufig als Illusion darstellen. Dies hat auch der langjährige Keeper von Eintracht Frankfurt so erkannt: "Natürlich. Darmstadt 98 ist ein Verein im Aufbruch. Es ist sehr spannend und ein positives Gefühl, bei diesem Prozess dabei zu sein. Der Klub hat großes Entwicklungspotenzial. Wir Spieler müssen uns bewusst sein, dass wir diese Entwicklung mit schlechten sportlichen Leistungen bremsen oder sogar zerstören können."
Auch der kommende Gegner aus Offenbach verleitet nicht unbedingt zum grenzenlosen Optimismus bei den Darmstädtern, da der OFC seit stolzen 13 Pflichtspielen nicht mehr als Verlierer vom Platz gegangen ist. Über die Bedeutung dieses Derbys sagt der sympathische Torwart: „Es ist ein Highlight. Die Favoritenrolle ist klar verteilt, aber wir werden die Kickers um 14 Uhr auf dem Rasen schön willkommen heißen. Die Offenbacher haben sich nach ihren vier Niederlagen zum Saisonauftakt zusammengerissen und stehen taktisch sehr diszipliniert. Dazu sind sie durch Julius Reinhardt vor allem bei Standards brandgefährlich."
Wie schon erwähnt, ist Zimmermann ein ehemaliger Kicker von der großen Eintracht aus Frankfurt, die bekanntlich zu den Offenbacher Kickers nicht gerade das herzlichste Verhältnis pflegen. Dennoch verrät Zimmermann gegenüber „DFB.de“ den wahren Grund für diese ganz besondere Rivalität: "Weniger weil ich Ex-Eintrachtler, sondern weil ich gebürtiger Offenbacher bin. Ich wohne in Obertshausen, das liegt direkt unterhalb vom Bieberer Berg. Am Samstag werden wieder viele Freunde von mir im Stadion sein und mich beschimpfen."
Da er den Großteil seines Lebens beim im Rhein-Main-Gebiet omnipräsenten Team von Eintracht Frankfurt verbracht hat, hat er auch eine Meinung zur derzeitigen Entwicklung bei seinem Ex-Verein: "Es freut mich riesig. Wer die Entwicklung seit dem Abstieg genau beobachtet hat, für den kommt das gar nicht so überraschend. Die Eintracht hat konzeptionell zuletzt extrem gut gearbeitet. Der eigentliche Clou war, Spieler wie Schwegler, Rohde und Jung nach dem Abstieg zu halten. Sie werden jetzt gefeiert. Da hat der Verein Weitsicht bewiesen. Und die Neuverpflichtungen des Sommers passen sehr gut ins Raster."
Über das Torwartduell zwischen Kevin Trapp und dem "ewigen Oka", Oka Nikolov, meint Zimmermann: "Respekt. Kevin bestätigt seine Leistung Woche für Woche. Bei der Diskussion ums Eintracht-Tor ist mir allerdings immer übel aufgestoßen, wie negativ Oka Nikolov von vielen gesehen wurde. Wer so viele Bundesligaspiele macht und sich gegen so viele Konkurrenten durchsetzt wie Oka, hat Qualität. Niemand ist fast zwei Jahrzehnte im Profigeschäft, wenn er nicht Leistung bringt – schon gar nicht im Tor."

Quelle: dfb.de

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